Montag, 18. Juili 2016

Rektorin geht in den Ruhestand

„Ich wollte nie etwas anderes machen, ich würde es auch wieder tun, aber jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um aufzuhören“, das ist das Fazit von Roswitha Ebert, die nach 42 Jahren als Grundschullehrerin nun als Rektorin in den Ruhestand geht. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickte sie zurück auf diese Zeit.

 

Sie wollte immer Lehrerin werden. „Irgendwann hat mir dann jemand gesagt, wie das mit der Ausbildung läuft. Und weil man dafür Abitur brauchte, bin ich halt aufs Gymnasium gegangen“, erinnert sie sich. Natürlich sei der Schulalltag schwieriger geworden im Laufe der Jahrzehnte, gesteht sie ein, aber die Arbeit mit den Kindern mache Freude.

 

Roswitha Ebert, geboren in Bad Kissingen, trat 1974/75 in den Schuldienst ein und kam nach zwei Referendariatsstellen in Sand und Erlangen nach Rauhenebrach. Dort unterrichtete auch der junge Kollege, mit dem sie schon in Sand zusammengearbeitet hatte: Oskar Ebert, der erst ihr Mann und später Bürgermeister in Rauhenebrach werden sollte.

 

Vier Töchter zogen sie groß. Als berufstätige Mutter war Roswitha Ebert vor drei Jahrzehnten noch eher eine Ausnahme. „Krippenplätze gab es nicht und so stellte Familie Ebert eine Haushaltshilfe ein.

 

Die Volksschule Rauhenebrach war damals eine große Grund- und Hauptschule. Im Laufe der Jahre sanken die Kinderzahlen, die Hauptschule löste sich auf. Die Grundschule befindet sich jetzt im komplett generalsanierten Schulhaus. Die ganze Bauzeit gestaltete Roswitha Ebert als Rektorin mit – und jetzt geht sie in den Ruhestand.

 

„Es ist jetzt richtig“, erklärt die 64jährige. Ein neuer Lehrplan steht an, eine neue Schulverwaltungssoftware. Sich da einzuarbeiten, wäre ein großer Aufwand für kurze Zeit“. Diese Energie steckt sie lieber in ihre drei Enkel. „Ich bin ein echt beliebter Babysitter“, lächelt sie.

 

Sie will sich nun Dingen widmen, die bisher zu kurz kamen. Sie lernt jetzt Italienisch, ein Intensiv-Sprachkurs in der Toskana ist gebucht. Denn hier hat sie gewisse Maßstäbe.

 

Diese Maßstäbe setzte sie auch als Lehrerin. „Wir versuchen den Kindern hier, auch wenn sie auf dem Land leben, möglichst viel musische Bildung mitzugeben. Literatur, Musik, Kunst, die spielen neben dem Lehrplan eine große Rolle“, erklärt sie. Ein-, zweimal ins Theater pro Schuljahr, mindestens eine Autorenlesung und die Musikerziehung, das sind Anliegen, die auch der Elternbeirat mitträgt. Der ist nämlich sehr engagiert und versiert in dem Bemühen, Geld zu erwirtschaften, damit der Bus ins Theater auch finanziert werden kann.

 

Den Begriff „Grundschulabitur“ quittiert die Pädagogin mit Augenrollen. „Aber was sollen die Eltern denn machen, wenn überall der Eindruck vermittelt wird, dass man schon mindestens Mittlere Reife haben muss, um was zu werden. Gottseidank setzt da inzwischen ein spürbares Umdenken ein. Der Handwerksberuf gewinnt wieder mehr Ansehen und das nimmt auch Druck von den Kindern“.

 

Der Computerraum der Schule ist schon etwas Besonderes „da hat uns die Gemeinde sehr geholfen“, erklärt sie. Dass die Rauhenebracher Grundschüler die vierte Klasse mit dem Computerführerschein verlassen, das macht sie stolz, denn von den weiterführenden Schulen, die die Kinder besuchen, kommen dazu sehr positive Rückmeldungen.

Sehr wertvoll sei auch die Mittagsbetreuung, die in engem Kontakt mit den Lehrkräften stehe.

Bericht und Bild von Sabine Weinbeer