Freitag, 07. März 2014

Die Experten geben Entwarnung

Bericht und Bildmaterial von Klaus Schmitt (Redaktionsmitglied FT)

ELTERNVERSAMMLUNG

Die Schule, Gemeinde und Fachleute standen nach dem Asbestalarm in der Untersteinbacher Grundschule Rede und Antwort. Positiv: Es ist nichts passiert. Aber das Thema bewegt weiter.

An der Grundschule Untersteinbach wurde in dieser Woche gearbeitet. Die Sanierung des Gebäudes lief während der Faschingsferien weiter, und es wurde intensiv gereinigt. Mittlerweile sind alle Bauteile, die Asbestzement enthalten, fachgerecht entfernt worden.

Edwin Oppelt ist ein Mann der klaren Worte. Die Geschichte sei unglücklich gelaufen, sagte er. Aber glücklicherweise sei  nichts passiert, und jetzt müsse der Blick auf die Gegenwart und nach vorne gerichtet werden, forderte der 58-Jährige, der im Landratsamt Haßberge in Haßfurt im Referat Umwelt und Abfallrecht arbeitet und zuletzt mit dem unsachgemäßen Ausbau von Asbestzement-Bauteilen in der Grundschule Untersteinbach beschäftigt war. Nichts passiert heißt, dass Messungen keine erhöhten Asbest-Werte in dem Gebäude festgestellt haben.

Asbest gilt als krebserregender Stoff. Die Sorgen der Eltern der Kinder wurden damit zwar nicht komplett ausgeräumt,aber bei der Elternversammlung am Mittwochabend im Schützenhaus von Untersteinbach ist es dennoch gelungen, die Diskussion einigermaßen zu versachlichen.

Gleichwohl ist die Thematik nicht so schnell aus der Welt geschafft, denn es liegt eine Strafanzeige gegen die Gemeinde und den Bürgermeister vor. An der Elternversammlung nahmen Vertreter der Gemeinde Rauhenebrach, der Schule, des Schulamtes, des Landratsamtes, des Labors Graser (Schonungen) sowie der Gewerbeaufsicht bei der Regierung von Unterfranken (Würzburg), der Architekt sowie der Chef eines Planungs- und Baubegleitungsbüros mit Labor aus Fürth teil. Im großen Saal des Schützenhauses fanden sich etwa 100 Eltern ein. In Untersteinbach wird die Grundschule umfassend saniert und umgebaut. Rund 2,7 Millionen Euro kostet das Projekt, das nötig wurde, weil das Schulhaus, das früher auch eine Mittelschule beherbergte, mittlerweile viel zu groß für die Grundschule ist und zu viel Energie verbrauchte.

In dem Gebäude sind die Jahrgänge eins bis vier in fünf Klassen untergebracht (es gibt zwei vierte Klassen). Insgesamt werden rund 100 Buben und Mädchen unterrichtet. Bei den Sanierungsarbeiten bemerkte eine Lehrerin am Mittwoch, 19. Februar, dass im Zuge der Erneuerung der Fenster Platten ausgebaut worden sind, die ihr verdächtig erschienen. Sie könnten Asbest enthalten, meinte sie und gab ihre Beobachtung an die Kollegen und die Rektorin Roswitha Ebert weiter. Die schaltete sofort den Bürgermeister, ihren Mann Oskar Ebert, ein. Die Gemeinde veranlasste, dass die Arbeiten sofort gestoppt wurden. In den folgenden Tagen wurden drei Klassen ausgelagert. Untersuchungen durch das Labor Graser in Schonungen wurden veranlasst, und ab Montag, 24. Februar, wurden dann alle fünf Klassen außerhalb der Schule unterrichtet (im Gebäude der Mittagsbetreuung sowie im Pfarrsaal und im Feuerwehrhaus). Am Montag reinigte eine Fachfirma intensiv das Gebäude, und die Ergebnisse aus den Messungen wurden bekannt gegeben. Das Resultat: keine Auffälligkeiten, keine erhöhten Werte. Selbst in einem noch nicht gereinigten Raum habe es „keine Asbestbelastung“ gegeben, bestätigte Barbara Graser vom Labor in Schonungen den Eltern. Weitere Messungen wurden veranlasst: Die Landesgewerbeanstalt (Nürnberg) bestätigte: „Es liegt keine Asbestbelastung in der Schule vor."

Das Labor der Firma „COMPETENZA“ aus Fürth kam zu dem gleichen Ergebnis: Es gebe keine Asbest-Kontamination in ungereinigtem Zustand, betonte Oliver Becker, Geschäftsführer und Mineraloge in dem Unternehmen, das sich auf Planung, Baubegleitung und Ausbildung spezialisiert hat und ein eigenes Labor betreibt. Es habe „keine Messung“ gegeben, sagte er weiter, „die den Grenzwert überschritten hätte“. Auch in gereinigten Räumen sei gemessen worden. Das Ergebnis laut Becker: eine „Null-Messung in punkto Asbest“. Das heißt: keine Asbest-Fasern. Seine Schlussfolgerung: „Man muss sich keine Gedanken machen.“

Acht bis zehn Prozent

Bei den verdächtigen Bauteilen handelt es sich nach seinen Angaben um Asbestzement-Material in den Fensterumrandungen mit einem Anteil von acht bis zehn Prozent Asbest. Entscheidend: Asbest sei darin stark gebunden. Das bedeutet: In eingebautem Zustand keine Gefahr, und das Gefährdungspotenzial sei beim Ausbau (wenn die Stoffe bewegt werden) erheblich geringer als bei schwach gebundenem Asbest.

In den Faschingsferien gingen die Sanierungsarbeiten weiter, und eine Fachfirma reinigte die Räume. Mittlerweile ist, wie Oliver Becker schilderte, das gesamte Asbest-Material „sachgerecht ausgebaut“ worden.

 

So gering wie möglich

Die Sanierungen werden fortgesetzt. Die Fachleute und die Gemeinde versicherten, dass Arbeiten, bei denen bedenkliche Stoffe ausgebaut werden (zum Beispiel Kleber oder Dämmwolle), in der schulfreien Zeit und in den Ferien ausgeführt werden sollen. Die Bereiche der Schule, in denen gearbeitet wird, werden von den Zonen, in denen sich Kinder und Lehrer aufhalten, abgetrennt. Dazu werden, wie weiter betont wurde, undurchlässige Staubbarrieren eingebaut, und in Räumen soll mit Unterdruck gearbeitet werden, damit nichts nach außen dringt. Die Belastung soll so gering wie möglich gehalten werden.

Architekt Jürgen Bergmann musste sich die meiste Kritik aus den Reihen der Eltern bei der Versammlung am Mittwochabend anhören. „Sie hätten das prüfen müssen“, ob asbesthaltige Bauteile vorhanden sind, hielt ihm eine Mutter vor. Eine Schule aus den 60er/70er Jahren sei stets verdächtig, dass solche Stoffe enthalten sind, sagte ein anderer Teilnehmer. Eine Asbestprüfung sei nicht Teil der Ausschreibung gewesen, erklärte der Architekt. Zwar habe es Untersuchungen gegeben, erläuterte er, etwa auf PCB, aber nicht auf Asbest. Und bei den Platten „war nicht bekannt, dass da Schadstoffe drin sind“, verteidigte er sich. Warum hat niemand die verdächtigen Platten entdeckt, weder der Architekt noch die Arbeiter, die sie ausgebaut haben? Sie seien wohl schlicht übersehen worden, hieß es. Sie seien „nicht aufgefallen“, begründete Jürgen Bergmann. Die Asbest-Platten „wurden nicht erkannt“, ergänzte Oliver Becker. Das sei bedauerlich, hieß es, aber der Fehler sei nun einmal passiert. Alle Fachleute räumten ein, dass bis zum Mittwoch, 19. Februar, die Asbest-Platten nicht sachgerecht ausgebaut worden sind. Ab dann sei sachgemäß vorgegangen worden. „Jetzt ist alles im grünen Bereich“, bestätigte Wolfgang Zapf von der Gewerbeaufsicht bei der Regierung von Unterfranken. Ab der Einstellung der Arbeiten sei „sachgemäß“ vorgegangen worden mit dem Einsatz der Spezialfirmen und bei der Reinigung, erklärte Edwin Oppelt vom Landratsamt Haßberge. Kritik gab es in der Versammlung auch an der Schule, dass die Eltern nicht rechtzeitig informiert worden seien. Dazu sagte Rektorin Roswitha Ebert, dass sie „nicht aufgrund von Vermutungen Panik verbreiten wollte“. Deshalb sei ein Elternbrief erst am Montag ergangen, nachdem dieErgebnisse der Messungen am Wochenende bekannt geworden sind, und nicht schon am Freitag. Die Schüler seien allerdings in angemessener Weise informiert worden. Über das Wochenende wurden indes Gerüchte laut. Die Situation wurde kompliziert.

„Die Sache ist angespannt“, bestätigte Zweiter Bürgermeister Sebastian Finster. Er hofft, wie er am Ende der Elternversammlung sagte, dass sich die Thematik versachliche und ein Neuanfang möglich werde.

Der Asbestalarm in der Untersteinbacher Grundschule hat zwei Personen besonders belastet: den Rauhenebracher Bürgermeister Oskar Ebert (FW) und seine Frau, die Rektorin Roswitha Ebert. Oskar Ebert bezeichnete bei der Elternversammlung am Mittwochabend im Schützenhaus Untersteinbach die vergangenen Tage als „die schwierigsten zwei Wochen meiner Amtszeit“. Die Attacken gegen seine Person hätten ihn sehr getroffen, sagte der Bürgermeister, der seit 1990 an der Spitze der Gemeinde steht. Er wies darauf hin, dass mittlerweile Strafanzeige gegen ihn erstattet worden sei. Deshalb fasste er sich sehr kurz. Aber er entschuldigte sich ausdrücklich bei allen Schülern, Eltern, Lehrern und weiteren Beteiligten für die belastende Situation.

Rektorin Roswitha Ebert versicherte,  dass „ich alles getan habe“, damit die Kinder keiner Gefährdung ausgesetzt werden. Getroffen habe sie der Vorwurf, dass „meine Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wurde“. Weshalb sollte sie etwa bei den Messergebnissen die Unwahrheit sagen? fragte sie in die Runde. „Ich bin selber in der Schule“, meistens länger als die Schüler oder die anderen Lehrer.