Donnerstag, 10. November 2011
„Gerade auf dem Land müssen wir alle Angebote aufnehmen, die sich unseren Kindern bieten". Umfassende Allgemeinbildung zu vermitteln, das ist ein grundlegendes Anliegen von Roswitha Ebert, die am Donnerstag offiziell in ihr Amt als Schulleiterin der Grundschule Rauhenebrach eingeführt wurde. Im Gespräch mit ihr wird deutlich, dass ihre Schule nicht nur geographisch exponiert ist im Landkreis Haßberge.
Um 7 Uhr müssen manche Rauhenebracher Grundschüler in den Bus steigen, das ist nicht zu vermeiden in einer Flächengemeinde. Deshalb sind Roswitha Ebert und eine Kollegin auch schon kurz nach 7 Uhr in der Schule, empfangen die ersten Kinder, gewähren Zugang zu den Klassenzimmern oder auch zum Computerraum. „Unsere Kinder müssen schon sehr früh aufstehen, aber morgens ist es eigentlich sehr schön im Schulhaus. Da kann man ankommen, ein bisschen quatschen oder spielen“, so die frischgebackene Schulleiterin.
Seit 1976 unterrichtet Roswitha Ebert an dieser Schule. Damals war sie im dritten Referendariatsjahr. „Ich habe mich bewusst hierher beworben und wollte nie weg“, erzählt sie, die bereits seit zehn Jahren Konrektorin an der Schule war. 1976 war die Schule in Untersteinbach eine große Volksschule. Doch vor drei Jahren wurde die letzte neunte Klasse der Hauptschule verabschiedet – die „Großen“ besuchen die Hauptschule jetzt in Eltmann. Seitdem ist das Schulhaus eigentlich zu groß für 120 Grundschüler – aber den Eindruck von Leerstand hat niemand, der die Schule besucht.
In der Aula steht mundgerecht das Schulobst, die Kinder stürmen auf den Pausenhof zum Klettern und Balancieren, in der Mittagsbetreuung bereitet sich Maria Pfaff auf die ersten Kinder vor und in einem frei gewordenen Klassenzimmer trifft sich die Krabbelgruppe. Die Rauhenebracher Grundschüler haben einen Computerraum, eine Schulküche – und sogar ein Schulkino. Pilotcharakter haben die Bläserklassen, die vom Musikverein initiiert wurden. Damit alle Kinder daran teilnehmen können, wurden sie so in den Stundenplan integriert, dass die Teilnehmer den Schulbus nutzen können. Sonderfahrten durch Mütter entfallen so.
Hier herrscht ein besonderer Geist, den viele zusammen prägen. „Wir haben einen außerordentlich engagierten Elternbeirat und der Förderverein macht auch besondere Angebote, vor allem in den Ferien oder am Buß- und Betttag“, freut sich Roswitha Ebert über die Unterstützung von außen. Auch das Kollegium ist eine gewachsenen Gemeinschaft. Michael Rascher kam nach der Verabschiedung von Rektor Gottfried Henfling neu dazu, alle anderen sind ebenfalls schon viele Jahre in Rauhenebrach. Der besondere Teamgeist intern wie mit den externen Partnern wurde auch bei der Evaluation der Schule lobend herausgehoben. „Wir werden hier wirklich gehört“, lobte die Elternbeiratsvorsitzende Anja Schilling bei der Einführung.
Für die Rauhenebracher steht in Untersteinbach „unsere Schule“. Deren Bestand ist vorerst auch gesichert. Im Blick auf die Geburtenzahlen der letzten Jahre weiß Roswitha Ebert, dass ihre Schule zumindest einzügig mit halbwegs ordentlichen Klassenstärken bestehen wird.
Sehr interessiert am Wohlergehen der Grundschule ist natürlich auch die Gemeinde als Sachaufwandsträger. Roswitha Ebert hat wohl einen besonders guten Draht – ist sie doch mit dem Bürgermeister Oskar Ebert verheiratet. „Wir besprechen dienstliche Dinge selten daheim, aber ich krieg schon immer einen Termin im Rathaus, wenn ich einen brauche“, zwinkert sie. Diese Doppelrolle von Oskar Ebert sorgte auch für einige Lacher bei der offiziellen Einführung: „Als Bürgermeister muss ich natürlich ein paar Worte sagen, als Ehemann werde ich heute stets einen Schritt hinter dir gehen“, gratulierte er. Als „kleines Geschenk“ überbrachte er die Mitteilung, dass der Gemeinderat am Dienstag dieser Woche die Sanierung des Schulhauses auf den Weg brachte.
Schulrat Norbert Zwicker machte das Spannungsfeld deutlich, in dem Schule heute steht. Im Schulamt habe große Erleichterung geherrscht, als nach der Ruhestandsversetzung von Gottfried Henflng die Bewerbung der langjährigen Konrektorin einging, „denn bei Roswitha Ebert wissen wir die Schule in guten Händen“. Allerdings habe sie sich auch für einen anstrengenden Spagat entschieden, denn an einer Grundschule unter 180 Schülern ist eine Rektorin weiterhin Klassenleiterin. Zwicker freute sich, auch der ständigen Stellvertreterin Dorothea Aumüller die offizielle Ernennung mitteilen zu können.
Dem neuen Führungsteam überreichte der Vorsitzende des Fördervereins, Alexander Leicht, symbolisch ein Lenkrad.
Von links: Schulamtsdirektorin Ulrike Brech, stellvertretender Landrat Siegmund Kerker, Schulleiterin Roswitha Ebert, Personalratsvorsitzender Matthias Weinberger, Schulleiterstellvertreterin Dorothea Aumüller, Schulrat Norbert Zwicker und Bürgermeister Oskar Ebert.
Bericht von Sabine Weinbeer